Wenn wir von Industrie 4.0 sprechen, sprechen wir vom Zeitalter der Digitalisierung und der Massenproduktion mit Losgröße 1, beispielsweise dem individuellen Turnschuh aus dem 3- Drucker. Das bedeutet für die Arbeitswelt: verkürzte Produktzyklen und gesteigerte Unvorhersehbarkeit, diese haben eine große Komplexität zur Folge. Lineare Beziehungen werden durch Systeme abgelöst, in denen das Ursache-Wirkungs-Prinzip scheinbar aufgelöst ist. Die Folgen einer Intervention im System sind nur schwer abzuschätzen.
Unter diesen neuen Rahmenbedingungen macht Führen nach „alter Väter Sitte“ wenig Sinn. Die Führungskraft, die einsame Entscheidungen trifft ohne diese mit ihren Stakeholdern, wie z. B. Mitarbeitern, Chefs, Betriebsrat, Kollegen, Kunden etc. vorab zu verproben, wird es in Zukunft schwer haben. Allen Stakeholdern ist gemeinsam, dass sie sich in ihrer jeweiligen Rolle wertgeschätzt fühlen wollen. Sie wollen verstanden werden und sind dann gerne bereit, die „extra Meile mehr“ für das gemeinsame Projekt zu gehen oder geduldig auf das Produkt zu warten. Zuhören und Verstehen sind Schlüsselkompetenzen von guten Führungskräften.
Heute drängen die Menschen der „Generation Y“, die nach 1980 geboren wurden, in den Arbeitsmarkt. Ihnen sind ein starkes Selbstbewusstsein und der Wunsch nach Partizipation und Selbstverwirklichung zu eigen. Führungskräfte tun gut daran sich darauf einzustellen, denn Führungskräfte sind das Bindeglied zur Firma und haben damit wesentlichen Einfluss für die Bindung der Mitarbeiter an die Firma. In Zeiten von Fachkräftemangel wird gute Führung zum Wettbewerbsvorteil beim Kampf um die besten Köpfe.
Gute Führung macht durch die Erzeugung von CoCreativität den Unterschied. CoCreativität entsteht dann, wenn sich Menschen miteinander verbinden und sie gemeinsam mehr erdenken – bessere Ergebnisse erzielen – als sie als einzelner gekonnt hätten. Um dies zu erzeugen, vertraut die Führungskraft in ihre Haltung und im Prozess. Diese Haltung ist von drei Grundannahmen geprägt: dem Menschenbild der Autonomie; Fehler werden als Lernerfahrungen betrachtet und Werten, wie gegenseitiges Vertrauen, Toleranz für anderes Denken, Kritikfähigkeit, Reflexivität, Neugierde, Engagement etc.
CoCreative Führungskräfte gehen mit Unsicherheiten in einem komplexen Umfeld um und geben die grobe Richtung vor. Sie ermöglichen Partizipation, lassen los, vertrauen in die Leistung des Teams und reflektieren sich selbst. Gerade letzteres scheint laut der Gallup Engagement Index 2016 eine große Herausforderung für die deutschen Führungskräfte zu sein – 97% der Führungskräfte halten sich für eine gute Führungskraft, doch nur 20 % der Mitarbeiter fühlen sich gut geführt.
CoCreative Führungskräfte sind Enabler, die die benötigten Ressourcen bereitstellen, Coach für das Team und für den einzelnen Mitarbeiter und Mittler zwischen Teamaktivitäten und Unternehmensstrategie.
Quellen: Gallup Engagement Index 2016
DGFP-Praxispapier: Agile Unternehmen –Agiles Personalmanagement