Konflikte haben keinen guten Ruf. Jeder kennt sie. Keiner mag sie. Man denkt, bloß keinen Konflikt oder besser ich halte mich daraus oder so ähnlich.
Jedoch bevor ein Konflikt überhaupt geschehen kann, muss er zuerst in irgendeiner Form gedacht worden sein. Einen Hinweis erhalten wir immer dann, wenn wir spüren, dass da etwas nicht stimmt: Ist es ein Missverständnis? Eine Meinungsverschiedenheit? Oder, bestehen unterschiedliche Sichtweisen? Häufig sprechen wir diese unstimmigen Vermutungen nicht an, um einen möglichen Konflikt zu vermeiden. Und wenn die entsprechenden Empfindungen nicht zum Ausdruck kommen dürfen, führt das im Extrem zu Krankheitszuständen.
Denken wir anders über Konflikte, ihre Ursachen und Möglichkeiten, so verändern wir auch unser Verhalten. Wir könnten mit den oft als schwer empfundenen Konfliktthemen leichter umgehen und sie so ansprechen, dass unsere Botschaften und unsere Sichtweisen besser verstanden werden. Diese Kooperation in der Kommunikation führt zur Kooperation im Handeln und, egal ob im Berufsalltag oder im privaten Umfeld, das fördert Zusammenarbeit und Wachstum. Das macht glücklich und hält gesund.
Bleiben Konflikte ungelöst, so sind sie oft ansteckend und vermehren sich schnell. Oft kommt ein Konflikt selten allein, sondern weitere „Baustellen“ entstehen und fügen sich bis hin zu einer komplizierten Krise. Kreisen unsere Gedanken nur noch um Konflikte und deren Sorgen, so lösen diese belastenden Informationen negative Energien (z.B. Zorn, Wut, Hilflosigkeit) aus und das macht langfristig krank.
Konflikt(um)denken bedeutet, unsere Energien auszugleichen, indem wir vielleicht anders über Konflikte denken. Je nach Situation kann sich ein neues Konfliktverständnis entwickeln.
Beispiel (Un)gerechtigkeit
Wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, handeln wir oft mit Distanz, Ablehnung oder Angriff. Wir denken: „Das darf doch nicht wahr sein, wie ungerecht ist denn das, das geht so gar nicht!“
Überprüfen wir an dieser Stelle unser Denken über den Konflikt oder über die Thematik „Gerechtigkeit´“, so halten wir inne und schärfen damit unser Bewusstsein. Wir können ein neues Verständnis entstehen lassen, wir denken also um: Statt sofort in die Verteidigung oder in den Angriff zu gehen, also nach Fehlern zu suchen, lernen wir zunächst zu forschen, um die Situation genauer zu verstehen. Folgende Impulsfragen unterstützen dieses Verständnis:
Was bedeutet eigentlich Gerechtigkeit? Wer legt sie fest, die Gesellschaft, ich oder das Gericht? Wie sieht mein Gegenüber seine Gerechtigkeit? Macht es wirklich Sinn in dieser Situation auf meine Gerechtigkeit zu pochen?
Antworten auf diese Fragen könnten zum Ergebnis führen, dass wir uns zunächst beim Gegenüber erkundigen warum er oder sie so oder so gehandelt hat. Dann entsteht ein gemeinsamer kooperativer Austausch über Gerechtigkeit und der damit verbundenen individuellen Bedürfnisse. Ein Verständnis darüber, was und warum Ungerechtigkeit ausgelöst wurde, kann so entwickelt werden.
Damit ist der Konfliktfall wahrscheinlich nicht gelöst, dennoch ist der kooperativer Austausch eingeleitet, der es ermöglicht, mit dem neu gewonnenen Bewusstsein z.B. Umgang mit Gerechtigkeit eine andere Sichtweise besser kennen zu lernen. Mit zukünftigen ähnlichen Gerechtigkeits-Konflikt-Situationen gehen wir daraufhin vielleicht gelassener um.
Konflikt(um)denken bedeutet also auch, seine eigenen Werte-Muster zu erkennen, zu überprüfen und ggfs. neuen Gegebenheiten anzupassen, zu optimieren. Konflikt (um)denken bedeutet jedoch nicht, immer deeskalierend zu agieren.
Denn, handeln wir bewusst, so handeln wir nach unserer Sinnhaftigkeit und das kann auch zu einer bewussten Eskalation führen, wenn uns in einer Gerechtigkeits-Situation z.B. Grenzenklarheit sehr wichtig ist.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern und Leserinnen allseits einen gesunden Umgang mit Konflikten und viele Erkenntnisse beim Konflikt (um)denken!
Ihre Sabine Krause | www.KrauseMediation.de | KrauseMediation@email.de